Das Meer: Schauplatz der Wirtschaftskriege

Das Meer: Schauplatz der Wirtschaftskriege

  • Oktober 2019

Kein anderes Urlaubsziel ist bei den Deutschen so beliebt wie das Meer. Doch was eine Selbstverständlichkeit zu sein scheint, ist eigentlich eine Merkwürdigkeit. Denn Sonnenschein gibt es im Sommer fast überall, nicht nur an den Meeren. Und auch Badewasser und frische Luft kann man ebenso hunderte Kilometer von der Küste entfernt genießen.

Dass der Strand immer wieder attraktiver ist als Berge, Wälder und Bauernhöfe, liegt nicht nur am vielen Sand zum Buddeln oder Burgenbauen und an den Steinen und Muscheln, die man hier suchen kann. Es liegt nicht nur an den Wellen, in die man springen und auf denen man segeln oder surfen kann. Und auch das Rauschen der Brandung, die Weite des Blickes und die der Küste eigene Tierwelt reichen als Erklärung nicht aus. Die Faszination Meer ist mehr als all das, Die Menschen ganz verschiedener Kulturen haben sie im Verlauf der Geschichte wohl schon immer verspürt. Der Aufenthalt am Meer hebt die Stimmung. Man fühlt sich hier sofort freier und unbeschwerter.

Doch während die einen hier Urlaub machen und sich erholen, ist der Strand für andere zugleich der Ort ihrer täglichen Arbeit. Der Urlauber kann dies oftmals auch selbst beobachten, etwa wenn er am Horizont die riesigen Containerschiffe, Öltanker, Fischerboote auf der Reise zum nächsten Fang oder auch schwer bewaffnete Schiffe oder Flugzeuge der Marine sieht.

Wie in den Jahrtausenden zuvor dient das Meer auch heute als Handels- und Reiseweg, zum Fischfang und für militärische Operationen. Selbst die heutigen Piraten operieren noch praktisch genau so wie zu Zeiten der Römischen Republik – wenn auch in anderen Regionen. Sie entführen Menschen und verlangen Lösegeld wie einst für den jungen Julius Caesar, der auf einer Bildungsreise war, als er nahe Milet von Piraten entführt wurde. Caesar schickte die meisten seiner Begleiter in die Städte Kleinasiens, wo sie das Lösegeld für ihn auftreiben sollten. Und nach einigen Wochen kehrten die Männer tatsächlich mit dem verlangten Lösegeld zurück. Als Caesar frei war, stellte er eine kleine Flotte zusammen und verfolgte seine Entführer. Schnell gelang es ihm, viele ihrer Schiffe zu versenken oder zu kapern. Die dabei gefangenen Piraten brachte er nach Pergamon, wo er sie auf eigene Faust hinrichten ließ.

Zwar ist das Meer heute anders als in der Antike außerdem eine wichtige Rohstoffquelle mit Bohrinseln und Offshore-Windparks, und weltweit sind mehr Schiffe mit mehr Ladung unterwegs als jemals zuvor in der Geschichte, doch insgesamt scheint sich die Rolle des Meeres nur wenig verändert zu haben. Freilich hat es im Verlauf der Jahrtausende einige bedeutende technologische Fortschritt gegeben. So sind Schiffe nicht mehr auf Segel und Ruder angewiesen und können heute ganz neue Seewege schneller zurücklegen. Sie erreich praktisch alle Meeresgebiete der Welt und transportieren eine immens größere Vielfalt an Waren. Zudem haben Schiffe starke Konkurrenz und Unterstützung erhalten durch Lastkraftwagen, Eisenbahnen und Flugzeuge.

Die weltweite Nutzung der Meere als Nahrungs- und Rohstoffquelle sowie leider auch als Müllhalde für immer mehr Menschen hat in den letzten Jahrzehnten erhebliche Umweltbelastungen mit sich gebracht. Der Großteil des Mülls im Meer besteht aus Kunststoffen, deren vollständiger Abbau viele hundert Jahre benötigen wird – wenn er überhaupt möglich ist. Der Kunststoffmüll führt nicht nur zum Tod zahlreicher Meerestiere und verschandelt die betroffenen Strände, sondern er gelangt als winzige gesundheitsschädliche Plastikpartikel in die Nahrungsketten und immer öfter auch auf unsere Teller.

Der technologische Fortschritt kann dieses Umweltproblem voraussichtlich in absehbarer Zukunft lösen. Und dass praktisch alle Deutschen dazu bereit sind, gewisse Opfer zu bringen, um auch unseren Nachkommen saubere Meere zu hinterlassen, zeigt die anhaltende Klimadebatte. Denn in der Diskussion geht es parteiübergreifend nicht darum, ob wir eine lebenswerte Welt mit einer gesunden Natur für unsere Nachkommen erhalten sollten, sondern ausschließlich darum, wie dies am sinnvollsten und am effektivsten geschehen kann.

Zudem ist der technologische Fortschritt bereits auf bestem Wege, ganz neue Möglichkeiten der wirtschaftlichen Nutzung der Meere zu finden – sei es als Energiequelle oder als möglicher Wohnort für Millionen Menschen. Man darf also gespannt sein, was das Meer uns in Zukunft noch alles zu bieten hat.

Sind Sie an dieser oder einer anderen Ausgabe aus unserem Archiv interessiert? Dann schreiben Sie uns eine Email mit der genauen Ausgabennummer, dem Titel und der gewünschten Stückzahl an:
leserservice@deutsche-wirtschafts-nachrichten.de