Die nächste Banken-Krise: Der perfekte Sturm

Die nächste Banken-Krise: Der perfekte Sturm

  • November 2018

Über den europäischen Banken braut sich der nächste Sturm zusammen. Er könnte erhebliche Auswirkungen haben, weil die Banken in Europa substantielle Probleme haben. Das größte Problem ergibt sich aus dem operativen Geschäft: Viele Banken sind nicht profitabel genug.

„Eines der gravierendsten Probleme, vor denen europäische Banken stehen, ist der Mangel an Profitabilität“, warnt die oberste EZB-Bankenaufseherin Daniele Nouy. Eine Reihe von Banken holte nicht ihre Kapitalkosten herein. Nouy empfiehlt der Branche sich gesundzuschrumpfen. Dazu sollten auch grenzüberschreitende Fusionen beitragen, damit „Europäische Champions“ auf globaler Ebene auf Augenhöhe mitspielen könnten.

Der jüngste Stresstest der EZB zeigt, dass vor allem die Großbanken unter Druck sind: Die großen Banken aus Großbritannien, Frankreich und Italien schnitten schlecht ab. Die Performance der deutschen Banken war bestenfalls durchschnittlich. Die großen Banken in der Euro-Zone schleppen als Altlasten aus der Finanzkrise einen Berg an Problemdarlehen im Volumen von 657 Milliarden Euro mit sich herum – viele davon in Italien.

Der Stresstest der EZB ist in dieser Situation bestenfalls ein Indikator. Denn die EZB gibt sich mit einer vergleichsweise geringen Kernkapitalquote zufrieden. Außerdem erfasst die EZB bei weitem nicht alle Risiken, die die Banken seit der Finanzkrise vor sich herschieben. Ob die Widerstandskraft der Institute bei einem perfekten Sturm ausreicht, wird von Experten bezweifelt. Schon vor Jahren sagte Anat Admati, Professorin für Finanzwirtschaft der Stanford University den Deutschen Wirtschaftsnachrichten: „Die Risiken kommen von der Undurchsichtigkeit und Vernetzung und den extrem niedrigen Kapitalquoten. Abgesehen von der Wahrscheinlichkeit einer vermuteten Insolvenz und Ansteckungseffekten sind hochverschuldete Banken, wie alle großen Schuldner, ineffektiv bei ihren Investitions-Entscheidungen und vermeiden möglicherweise besonders die Vergabe von relativ sicheren Unternehmenskrediten, weil diese nicht genug Gewinnpotenzial haben. Ein solches Verhalten zusammen mit der Jagd nach Rendite, die das Eingehen übermäßiger Risiken beinhalten kann, gefährdet und schädigt die Wirtschaft. Ich kann die Risiken und den Schaden nicht beziffern, aber sie sind erheblich und sie dauern an.“

Die europäischen Banken haben sich seit dem Finanz-Crash von 2007 nicht mehr erholt – im Unterschied zu ihren Mitbewerbern aus den USA. Obwohl auch diese seit Monaten erheblich an Wert verloren haben, zeigen die Kurse, dass die US-Banken nach der Krise einen deutlicheren Aufschwung erlebt haben als ihre europäischen Konkurrenten.

Angesichts der immer noch unverhältnismäßigen Eigenkapitalausstattung der Banken deutet die Krise auf die Entwicklung einer neuen Banken-Krise in Europa hin. Externe Auslöser können einschneidende Folgen haben. Dazu zählt vor allem der durch die Danske Bank ausgelöste Geldwäsche-Skandal, der Regulatoren und Banken in vielen Ländern Europas Sorgen bereitet.

Eine Erschütterung des europäischen Bankensystems durch die Danske Bank – auch im Falle einer hohen Strafe – stuft der unabhängige Finanzexperte Achim Dübel aus Berlin derzeit als unrealistisch ein. „Die Danske Bank hat ein starkes Pfandbrief-Geschäft, welches aber nicht von möglichen Strafen betroffen sein dürfte. Ich glaube zudem nicht, dass es einen Run auf eine dänische Bank geben wird. Es kann natürlich ein gewisser Refinanzierungsbedarf entstehen. Aber ich sehe kein Risiko für das europäische Bankensystem, zumal die Amerikaner ja nicht direkt betroffen sind. Möglich ist allerdings, dass die EZB bestimmte Geschäftsbereiche zeitweise schließen lässt“, sagt Dübel den Deutschen Wirtschaftsnachrichten.

Doch die Banken werden auch von einer anderen Seite bedroht: Kryptowährungen und neue Finanz-Technologieunternehmen graben den klassischen Banken das Kundengeschäft an. Das Geschäftsmodell der Fintechs und der neuen Anbieter birgt zwar auch erhebliche Risiken für die Kunden, wie der Fall einer ersten Bankenschließung in Malta zeigt, doch angesichts der schnellen Veränderungen am Markt könnten den herkömmlichen Banken im Fall der sich abzeichnenden weltweiten Konjunktur-Abkühlung Zeit und Ressourcen fehlen, um auf den Wandel rechtzeitig und erfolgreich zu reagieren.

 

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