Zinsen und Inflation: Worauf Sparer und Anleger jetzt achten müssen

Zinsen und Inflation: Worauf Sparer und Anleger jetzt achten müssen

  • Januar 2017

Die deutschen Sparer müssen sich auf einen doppelten Angriff auf ihre Vermögen und Sparguthaben einstellen: Die EZB wird ihre Geldpolitik fortsetzen, die darauf abzielt, die Staaten zu entschulden. Anders als in den vergangenen Jahren wird jedoch die Inflation an den deutschen Sparguthaben nagen – auch wenn es sie offiziell noch kaum gibt.

Doch tatsächlich ist die Zusammenstellung des fiktiven Warenkorbes, mit dem Preissteigerungen für die Euro-Zone gemessen werden, mangelhaft. Das Gewicht der Energiepreise ist viel zu hoch angesetzt, während wichtige Komponenten wie die Kosten für Wohneigentum in dem Warenkorb fehlten. Diese Kosten sind jedoch gewichtig: Sie repräsentieren in Deutschland etwa 15 Prozent aller Dienstleistungsausgaben – in anderen Ländern Europas mehr als 20 Prozent.

Man kann deshalb davon ausgehen, dass die tatsächlichen Inflationsraten in der Eurozone höher sind als offiziell verkündet. Insbesondere der Verfall der Erdölpreise hatte in den vergangenen beiden Jahren dazu geführt, dass die veröffentlichten Zahlen aufgrund der Schwäche der Ölpreise zu niedrig ausgefallen sind.

Die Europäische Zentralbank nutzte die falschen Zahlen jedoch, um ihre ultraexpansive Geldpolitik zugunsten der Staaten und auf Kosten von Sparern, Versicherungen, Stiftungen sowie auch Banken fortzusetzen und in der Öffentlichkeit zu begründen. Während die Staaten von den guten Finanzierungsbedingungen an den Kapitalmärkten profitieren, können Anleger, Sparer, Banken, Rentenfonds und Versicherungen aufgrund des tiefen Zinsniveaus nur noch mit Mühe überhaupt Renditen erzielen.

Da die Europäische Zentralbank ihre Geldpolitik an ungenauen Daten ausrichtet, schätzt sie die inflationäre Entwicklung in Europa und der Welt tendenziell falsch ein.

Dabei deutet sich auf den Weltmärkten eine Trendwende an. Die Produzentenpreise waren in China im Dezember mit 5,5 Prozent im Jahresvergleich so stark gestiegen wie seit 2011 nicht mehr. Es war zudem der vierte Monat in Folge, in dem die Preise anwuchsen, während sie seit Anfang 2012 jeden Monat gesunken waren.

Da China der mit Abstand wichtigste globale Exporteur ist, könnte sich der Trend steigender Preise auch auf die Preisentwicklung in Deutschland und Europa auswirken. Wolf Richter von Wolfstreet schriebt dazu: „Der Anstieg der Produzentenpreise verstärkt den ohnehin bestehenden Preisdruck in chinesischen Firmen, der etwa von steigenden Löhnen herrührt. All das erhöht die Erzeugerkosten. Weil die Margen von unten her unter Druck geraten, werden die Produzenten versuchen, die höheren Kosten als höhere Preise an die globalen Wertschöpfungsketten weiterzugeben. Und wenn sie das schaffen, werden sie Inflation in den Rest der Welt exportieren. Und das könnte einen fundamentalen Wandel darstellen.“

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