Einer gegen alle: Wie die USA den Dollar als Waffe einsetzen können

Einer gegen alle: Wie die USA den Dollar als Waffe einsetzen können

  • Dezember 2016

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich ist besorgt über einen zunehmenden Protektionismus im Welthandel. Diese Signale hätten sich in den vergangenen Jahren vervielfacht. Niedrigeres Wachstum und höhere Inflation kämen niemandem zugute. Der designierte US-Präsident Donald Trump hatte angekündigt, Freihandelsabkommen aufzukündigen oder nicht zu unterzeichnen sowie die Zölle auf im Ausland hergestellte Produkte anzuheben, um die US-Wirtschaft gegen Konkurrenz aus dem Ausland schützen.

Doch die Tendenzen des Protektionismus sind nicht nur in den USA zu erkennen. Auch der Austritt Großbritanniens aus der EU ist in diesem Licht zu sehen. Der Vordenker des Austritts, Daniel Hannan, hat in seinem Buch zu den Gründen für den Austritt deutlich erklärt, worum es geht: Die Briten bestehen darauf, mit einer eigenen Währung, einer eigenen Armee und der Weltsprache Englisch eine neue globale Rolle übernehmen zu können.

Es gibt offenkundig sehr viele Kontakte zwischen dem Lager von Donald Trump und den Brexit-Befürwortern. Es ist eine Ironie der Geschichte, dass der schärfste Verfechter der Zerstörung der EU der Brite Nigel Farage ist, der bis heute als EU-Abgeordneter von einem Gehalt der europäischen Steuerzahler lebt.

Der neue Kurs der Briten und Amerikaner wird zu einem fundamentalen Konflikt mit der EU führen. Beide, Großbritannien und die USA, sehen in einer starken EU einen gefährlichen Gegner für ihre globalen Ambitionen. Daher lehnen Briten und Amerikaner auch die Freihandelsabkommen ab, die der EU eine besonders starke Stellung im Welthandel gegeben hätten. Sie wollen stattdessen mit allen anderen Ländern bilateral verhandeln. In diesen Verhandlungen sind die Amerikaner naturgemäß immer die Stärkeren. Gemeinsam mit den Briten können sie im Welthandel, in der internationalen Währungspolitik und vor allem in der internationalen Lohnpolitik neue Maßstäbe setzen. Diese werden mit Sicherheit nicht zum Vorteil der Arbeitnehmer sein. Bereits jetzt zeigt der Trend der internationalen Konzerne eindeutig in Richtung eines rabiaten Lohn-Dumpings.

Das zweite Kalkül, dass die Briten und Amerikaner verfolgen, besteht darin, dass sie keine neuen Arbeitsplätze mehr im Ausland schaffen wollen. Sie wollen die Billigjobs aus Asien in ihre Heimatländer zurückholen. Dadurch können sie in ihren eigenen Ländern Arbeitsplätze schaffen. Dies scheint unerlässlich, weil der dramatische Rückgang an guten Arbeitsplätzen in den westlichen Gesellschaften die politische Stabilität gefährdet.

Man darf sich die neuen Positionierungen allerdings nicht als eine gemeinsame Achse vorstellen. Es wird an vielen Punkten zu ernsthaften Friktionen kommen, weil beide Nationen eine Führungsrolle für sich beanspruchen. Für Deutschland macht diese Differenzierung allerdings keinen großen Unterschied. Deutschland ist durch einen nicht vorhandenen eigenen Weg in der schwierigen Lage, auf alle Entwicklungen reagieren zu müssen und nicht selbst Akzente setzen zu können. Im Zuge der Brexit-Verhandlungen mit Großbritannien werden viele deutsche Kapazitäten defensiv gebunden sein. Man wird versuchen, den Schaden zu minimieren. Angesichts der Schwierigkeiten in der Eurozone dürfte die Schwäche Deutschlands den Interessens der Amerikaner und der Briten sehr gelegen kommen.

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