Die Zukunft des Autos: Mobilität und ihre Grenzen

Die Zukunft des Autos: Mobilität und ihre Grenzen

  • August 2014

Hundert Jahre Erfolg sind genug: Die Automobil-Industrie ist reif für die kreative Zerstörung (Schumpeter). In über 100 Jahren hat sich die Industrie auf ein einziges Ziel fokussiert: die Massenproduktion von immer stabileren, effizienteren und sichereren Fahrzeugen. Die Entwicklung ist eine Erfolgsgeschichte: Welches Auto rostet heute noch wie ein Fiat 1500 aus dem Jahr 1960? Welcher SUV braucht heute noch so viel Super wie der Chrysler Voyager aus dem Jahr 1995? Und kann man sich heute noch vorstellen, dass ein Auto ohne Kopfstützen und Sicherheitsgurt als Inbegriff der Freiheit verstanden wurde?

Doch all die Veränderungen sind im Kern beim selben Konzept geblieben: Kleine Blechkisten, die einem stolzen Besitzer gehören, stehen in der Garage. Besetzt mit einem, bestenfalls zwei Insassen, fahren sie täglich Kurzstrecken und nutzen Reifen und Straßen gleichermaßen ab. Angetrieben von Verbrennungsmotoren quälen sich unsere Autos von Tankstelle zu Tankstelle. Es gibt keine Alternativen: Auch der höchstmögliche Benzinpreis ändert das Verkehrsverhalten nicht. Alle Veränderungen in der Automobilindustrie beruhen im Prinzip auf den gleichen Prozessen seit Jahrzehnten.

Das wird sich ändern. Es sind nicht nur ökologische Erwägungen, die den grundlegenden Wandel in der Industrie forcieren. Natürlich spielt die Tatsache, dass das verfügbare Erdöl endlich ist, eine treibende Rolle. Doch die größte Innovation wird durch den neuen Einsatz von Computermöglichkeiten kommen. Schon heute hat die Informationstechnologie das Auto grundsätzlich verändert.

Doch in Zukunft werden die Möglichkeiten, die uns durch Algorithmen und Chips gegeben sind, nicht bloß auf Fahrkomfort und Sicherheit Auswirkungen haben. Google demonstriert bereits mit seinen selbstfahrenden Autos, dass die alten Gewohnheiten nicht mehr selbstverständlich sein müssen. Tests haben ergeben, dass bei einem Auto, welches der Computer steuert, weniger Unfälle passieren als dort, wo leibhaftige Menschen mitfahren. Warum sollte man diese Möglichkeit also nicht nutzen?

Auch die Eigentumsverhältnisse werden sich grundlegend ändern. Peer-to-Peer Modelle und neue Flotten-Konzepte werden anstelle der bisher bekannten Massenproduktion treten. CarSharing ist heute schon jedem ein Begriff.

Doch selbst das klassische Modell des Fahrens auf asphaltierten Straßen muss nicht für alle Zeiten gelten. Schon heute gibt es Konzepte, wie fliegende Autos auf niedriger Höhe Entlastung in Stausituationen schaffen können. In den USA gibt es Versuche, den Asphalt für Sonnenkollektoren zu verwenden und so die eigentlich tote Fläche besser zu nutzen.

Die Zukunft der Mobilität wird darin bestehen, dass nicht mehr der Besitz eines eigenen Autos das Maß aller Dinge ist. Es wird gefragt werden, wozu man welche Fahrzeuge am besten einsetzen kann und wie man den Gebrauch auf Zeit strukturieren kann, sodass jede Art der Fortbewegung kostengünstig und umweltschonend erfolgen kann. Das Automobil hat eine lange und glorreiche Vergangenheit hinter sich. Seine Zukunft hat noch nicht einmal begonnen.

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