Künftig ein Luxus: Das eigene Auto

Künftig ein Luxus: Das eigene Auto

  • September 2017

Die Auto-Wende führt möglicherweise zu einer gravierenden gesellschaftlichen Veränderung: Der Traum vom eigenen Auto, in den Jahren des deutschen Wirtschaftswunders der Inbegriff der Freiheit und des Wohlstands für jedermann, könnte im Zug der Umstellung auf die Elektromobilität wieder zerplatzen. Das Auto könnte zu einem Luxusgut werden, das sich nur noch wenige leisten können.

Es beginnt bei der Anschaffung: Schon heute sind Elektroautos sehr teuer, wenn man ein normales Gehalt zum Maßstab nimmt. Tesla hat die Konsumenten schon einmal darauf eingestimmt, dass die neue Technologie ihren Preis hat. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass die Autohersteller ihre teuer entwickelten Autos zum Schleuderpreis abgeben. Schon bei den Verbrennungsmotoren haben alle Autobauer in den vergangenen Jahren ihre besten Margen mit den SUVs gemacht. Entsprechend war, etwa für die deutschen Luxus-Marken, der arabische Raum besonders attraktiv.

Für die meisten Autofahrer stellt sich die Frage eines neuen Autos nicht zwingend – also haben sie auch nicht dafür gespart. Mit Krediten könnte der Markt angekurbelt werden. In einer stark alternden Bevölkerung wie der deutschen und der europäischen dürfte die Nachfrage allerdings gering sein, weil man in der Rente nicht unbedingt einen Auto-Kauf als Priorität sieht. Außerdem wollen sich ältere Konsumenten nicht umstellen: Sie wissen, wo die Tankstelle ist, und wollen sich nicht auf die Suche nach Ladestationen begeben. Für sie sind daher die Übergangsfristen wichtig – mehr aber auch nicht.

Neben den hohen Anschaffungskosten werden auch signifikante Steuern auf Elektroautos anfallen: In den meisten Ländern werden Subventionen für den Kauf eines Autos gezahlt. Diese Ausgaben wollen die Finanzminister wieder zurückhaben. Schon heute ist das Auto eine wichtige Einnahmequelle für die Staatshaushalte. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass die Steuern für Elektroautos auf Dauer niedriger sein werden als für Autos mit Verbrennungsmotoren. Auch die sogenannte Energiewende musste am Ende von den Stromkunden finanziert werden.

Die größte Belastung dürften jedoch die Kosten für den Strom sein. Schon heute sind alle Stromnetze zu Stoßzeiten überlastet. Black-Outs sorgen für Unterbrechungen. Die Elektrifizierung und die Nutzung von intelligenter Elektronik durch das „Internet der Dinge“ führen zu einem erheblichen Strombedarf durch Alltagsgeräte.

Ein Vorfall in Österreich zeigt, dass sich Besitzer von Elektroautos auf saftige Rechnungen einstellen müssen. Ein Konsument, der sein Auto in der Garage auflädt, musste seinem Netzbetreiber knapp tausend Euro für eine „Netzbereitstellungsgebühr“ zahlen. Er hatte mit seinem Auto mehr Strom verbraucht als ursprünglich vereinbart.

Elektroautos wie die von Tesla können nicht ohne Schnellladevorrichtung sinnvoll genutzt werden. Ein Schnelllader zieht in zwei bis drei Stunden so viel Strom aus dem Netz wie sechs Einfamilienhäuser. Die Botschaft aus der österreichischen Regulierungsbehörde E-Control ist unmissverständlich: Wer sechs Mal mehr braucht als der Durchschnitt, werde dafür in Zukunft entsprechend bezahlen müssen. Studien aus Deutschland zeigen: Wenn nur 20 Prozent der Elektroautos Schnelllader benutzen, steigt die Netzlast auf das Doppelte.

Zu den Kosten, die anfallen werden, kommt der massive Ausbau der Infrastruktur, die die Betreiber ebenfalls auf die Konsumenten abwälzen werden. Weil nicht zu erwarten ist, dass die Systeme in absehbarer Zeit in der Lage wären, alle heutigen Autofahrer zu bedienen, wird es zu prohibitiven Preisen kommen: Zum einen sind Regelungen zu erwarten, die den kommerziellen Individualverkehr bevorzugen. Unternehmen, die für ihre Arbeitsprozesse auf das Auto angewiesen sind, müssen in der Lage sein, ihre Fahrzeugflotten mobil zu halten.

Das Autofahren im Zeitalter der Elektromobilität wird zum Luxus werden, den sich individuell nur noch wenige leisten werden können. Speziell im urbanen Großraum wird der Individualverkehr eingeschränkt werden. Die Diskussionen um Fahrverbote für Diesel geben einen Vorgeschmack für eine Gesellschaft, in der das Recht auf ein eigenes Auto nicht mehr uneingeschränkt gilt.

Die Entwicklung dürfe vor allem die ältere Generation treffen, die sich an das eigene, stets zur Verfügung stehende Auto gewöhnt hat. Die jungen Konsumenten dagegen wird die Entwicklung nicht überraschen: Sie nutzen heute schon bevorzugt öffentliche Verkehrsmittel oder Car-Sharing-Dienste. Ein eigenes Auto ist für die meisten kein Thema. Die Zeiten des Autos als Status-Symbol sind vorbei. In den Straßen von morgen werden viel weniger Autos fahren. Sie werden von Leuten gefahren werden, die sich diesen Luxus auch leisten können.

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