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Exit Deutschland: Leben und Arbeiten im Ausland
- August 2024
Liebe Leserinnen und Leser!
Der innere Schweinehund fragt: Warum eigentlich nicht? Sie müssen ja nicht gleich auswandern oder irgendwo hin rübermachen. Die Deutschen Wirtschaftsnachrichten widmen ihr neues Magazin zum Ende des Sommers der Frage: Was hält uns hier? Welche Optionen gibt es, dem Alltag zu entfliehen? Für ein Sabbatical, für eine Fortbildung, ein Austauschprogramm. Es gibt mehr Möglichkeiten, als Sie sich vorstellen können. Für Sie selbst oder auch mit der Familie.
Schon Shakespeare ließ Falstaff in „Die lustigen Weiber von Windsor“ wissen: „The World is Your Oyster!“ Auf Deutsch übersetzt ist es mit „Die Welt liegt mir zu Füßen“ nur sehr ungenau übersetzt worden. „Reisen bildet“, müsste man noch hinzufügen. Doch in Wirklichkeit sollte es darum gehen, fremde Lebensweisen und neue Kulturen aufzusaugen. Im Club Med in der Hängematte wird das nicht gelingen. Wer sich freilich mal länger Zeit genommen hat, während eines Auslandspraktikums oder Austauschs, der weiß sehr genau, was diese Erfahrung nicht nur im Kopf, sondern im Herzen auszulösen vermag.
Unsere Großeltern haben uns noch ermahnt: „Bleibe im Land und nähre Dich redlich!“ Doch in Zeiten des neuen grenzenlosen Europas und den Mitteln des modernen Arbeitsrechts sind Dinge möglich, von denen man selbst vor wenigen Jahrzehnten nicht zu träumen gewagt hätte. Dreh- und Angelpunkt für ein Projekt ist die finanzielle Unabhängigkeit – dabei ist die nicht zwingend mit Vermögen oder Reichtum zu verwechseln. Ein auskömmliches Arbeitseinkommen lässt sich heute auch andernorts erwerben. Auf Arbeitskraft, Kreativität und Leistungsvermögen kommt es an. Dafür muss man nicht mal mehr Freiberufler oder „digitaler Nomade“ sein.
„Workation“ ist so ein Stichwort, das neuerdings immer wieder in Arbeitsverträgen auftaucht. Das Sabbatjahr wiederum haben sich die Wissenschaftler schon vor längerer Zeit ausgedacht, um Freiräume bei gleichbleibendem Gehalt auszuhandeln oder Ersparnisse für ein selbstbestimmtes Travel-Erlebnis aufzuwenden.
Wir nennen es mal die Auszeit, Sie wissen selbst genau, wo ihre Gestaltungsmöglichkeiten liegen. Ein Mid-Career-Programm an der Hochschule oder auch an einer privaten Fortbildungseinrichtung könnte wie ein Booster wirken – vielmehr, als sich vom geliebten Partner zu trennen. Frische Eindrücke tanken, den Akku aufladen, ein Fitness-Programm für die „zweite Halbzeit im Beruf“. Am besten bevor der Körper einem Anzeichen von „Burnout“ oder „Boreout“ signalisiert. Die Arbeitgeber werden unter diesen Vorzeichen sicherlich eher einem unbezahlten Urlaub, dem Sabbatical, zustimmen, als den wertvollen, über Jahre bestens ausgebildeten Mitarbeiter ziehen zu lassen. Ein bisschen Planung sollte man investieren. Und nicht gleich die Urlaubs-Rückreise fortspinnen und den Arbeitgeber vor vollendete Tatsachen stellen.
Worauf ist zu achten? Wer vom Vorstand ein „Rundum-sorglos-Paket“ erwarten darf, mit Relocation-Services vielleicht, und die Kinder im Ausland auf die Deutsche Schule schicken kann, Glückwunsch! Wer das selbst organisieren müsste, sollte im Zielland Kontakte knüpfen.
Ein Vorbereitungsgespräch mit dem vertrauten Steuerberater ist häufig sinnvoll, er könnte als Sparringspartner fungieren. So lassen sich mitunter Ausbildung und Reisekosten im Ausland von der hiesigen Steuer absetzen – Stichwort doppelte Haushaltsführung. Auch die anderen Fragen benötigen fachkundige Beratung. Wohnsitz beibehalten oder besser ummelden? Auslandskrankenversicherung, ja oder nein? Reicht eine Reiseversicherung vielleicht aus?
Benötigt man wirklich einen internationalen Führerschein, wahrscheinlich eher nicht – in der Schweiz etwa müsste man sogar einen lokalen Führerschein beantragen. Visumfragen können entscheidend sein, wenn es zum Beispiel in Richtung USA geht. Das kann Monate in Anspruch nehmen und reichlich Bürokratie verursachen.
Die größte Herausforderung ist natürlich, ein Zuhause zu finden im Ausland oder gar eine Ferienwohnung auf Dauer. Der Immobilienkauf im Ausland ist ein heikles Thema – nicht alle Länder operieren nach unserem bekannten System von Grundbüchern und notariellen Kaufverträgen.
Umgekehrt kann das Vermieten der eigenen vier Wände genug Geld einspielen, damit das Abenteuer nicht zu kostspielig wird. Wohnt man zur Miete, kann man die Wohnung oder das Haus prinzipiell untervermieten. Allerdings muss man darüber den Vermieter informieren. Der kann die Erlaubnis juristisch nicht versagen, solange man die Rückkehr ins Heim glaubhaft argumentieren kann. Um Sorgen vorzubeugen, sind Storage-Spaces für die Zeit der Untervermietung, also Lagerräume, ein probates Mittel, persönliche Akten und Wertgegenstände auszulagern. Auch hierfür lassen sich im Internet inzwischen spezialisierte Portale als Dienstleister finden – oder aber man hat gute Freunde, die die zwingenden Schlüsselübergaben, Hausmeisterdienste und auch den Postversand übernehmen und so die Angst vor bösen Überraschungen löschen können.
Finanziell bedeutsam ist vor allem, dass man Mitglied der deutschen Sozialversicherung bleibt und möglichst Rentenlücken vermeidet. Das kooperative Okay des Arbeitgebers für ein Teilzeitmodell ist nicht mit Gold aufzuwiegen.
Nicht alles wird reibungslos vonstattengehen. Heikel sind zum Beispiel die mit staatlichen Zuschüssen geförderten Riester-Renten, sie könnten wegfallen oder zu Rückforderungen bereits gezahlter Förderung führen, wenn das Ziel im Nicht-EU-Ausland liegt und damit der Sozialversicherungsstatus tangiert wird. Sich nur polizeilich abzumelden, reicht auch nicht aus, um von steuerlichen Forderungen oder der Pflicht zur Einkommensteuererklärung befreit zu werden.
Hauseigentümer sollten zwingend untervermieten, müssen allerdings steuerlich die Betrachtung ihrer Mieteinnahmen bedenken. Der ärgerliche Vorwurf der Steuerhinterziehung liegt schnell auf der Hand, nur weil aus Gewohnheit der Bezug von Kinder- und Elterngeld weitergegangen ist.
Vor allem aber sollen die Bedenken nicht überwiegen. Die Lebenszeit für derlei ausgedehnte Reisen zu nutzen und die Chance, Impressionen zu sammeln, das ist unbezahlbar – geradezu „priceless“. Das wissen nicht nur die Anbieter von Kreditkarten! Lassen Sie sich in diesem Heft inspirieren von Erfahrungen unserer Experten und den Erlebnissen unserer Gesprächspartner.
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