Geldpolitik ohne Plan: Die Welt als Finanzblase

Geldpolitik ohne Plan: Die Welt als Finanzblase

  • Februar 2016

Mit 27 Dollar je Barrel erreichte Erdöl im Januar dieses Jahres seinen bisherigen Tiefstand. Doch nicht nur die Erdölpreise sind seit mehr als acht Monaten im freien Fall. Auch die Preise für Rohstoffe wie Kupfer, Eisenerz und Zink haben an den Finanzmärkten und in den Förderländern tiefe Risse hinterlassen. Zu den wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Schwellenländer Russland, Brasilien, Argentinien und China kamen diese Turbulenzen noch hinzu, um nur einige der rohstoffexportierenden Länder zu nennen. Zwar sind in den vergangenen Wochen die Preise für Rohstoffe wie Kupfer, Eisenerz und Erdöl wieder leicht gestiegen, doch von einer Erholung kann nicht die Rede sein. Zu stark sind die Abhängigkeiten der Förderländer vor allem vom Erdöl, aber auch von den Investitionen aus den westlichen Ländern. Und diese haben in den vergangenen Monaten ebenfalls abgenommen. Das schwächt die Schwellenländer zusätzlich und reduziert wiederum deren Nachfrage nach Produkten aus den westlichen Ländern. Ganz abgesehen davon, dass noch immer Überkapazitäten herrschen.

Die Grundproblematik liegt in der erheblichen Abhängigkeit der Länder, die Erdöl exportieren. Während sich der Erdölexport in Europa lediglich auf Norwegen und in Nordamerika vornehmlich auf Kanada konzentriert, sieht es in Südamerika, dem Mittleren Osten, Afrika und Eurasien ganz anders aus. Hier überwiegt die Zahl der Rohstoffexporteure. Zu Beginn des zweiten Jahrtausends lag der Anteil der Rohstoff-Exporte bei etwa 20 bis 30 Prozent. Mittlerweile hat er 60 bis 80 Prozent erreicht.

Allein schon durch die Preishausse konnten viele Regierungen mit dem Export von Rohstoffen entscheidende Gewinne einfahren. Diese allerdings hatten erheblich negative Auswirkungen auf ökonomischer und sozialer Ebene. Die Gier nach dem schnellen Geld führte zu einer starken Konzentration auf den Wirtschaftszweig der Rohstoffförderung und des Exportes. Die Investitionen in andere Branchen und in Bildung wurden in etlichen Ländern jahrzehntelang vernachlässigt. Wer in einem auf den Export von Rohstoffen konzentrierten Land etwas werden wollte, konzentrierte sich auf eine Ausbildung genau in eben diesem Sektor. Fachkräfte in anderen Branchen gibt es kaum oder diese sind ins Ausland gegangen. Hinzu kommt, dass der Erfolg beim Rohstoffexport nicht selten zur Bereicherung der Eliten und zu Korruption geführt hat. Die Gewinne aus den Bodenschätzen kamen bei den meisten in der Bevölkerung nie an. Umso dramatischer ist es in Zeiten sinkender Rohstoffpreise. Es gibt keine funktionierende Wirtschaft, die den Abschwung bei den Rohstoffen auffangen könnte. Und befindet sich ein Land bereits in einer Wirtschaftskrise, wie etwa Brasilien oder Venezuela, dann wirken sinkende Rohstoffpreise wie ein Brandbeschleuniger.

Angesichts des wirtschaftlichen Abschwungs in China ist entsprechend die Nachfrage nach Rohstoffen noch einmal verringert worden. Und es ist davon auszugehen, dass dieser Abschwung noch eine Weile anhält, da China gerade den Sprung von einem Industriestaat zu einem Dienstleistungsstaat unternimmt. Viele Unternehmen und Arbeiter im Land werden dabei auf der Strecke bleiben, was auch international zu einigen Verschiebungen führen wird.

Doch ohne einen Abbau der massiven Überkapazitäten ist mit einer langfristigen Erholung am Rohstoffmarkt nicht zu rechnen. Das gilt für Kupfer genauso wie für Eisenerz und Erdöl. Derzeit liegt beispielsweise die Produktion von Erdöl um etwa drei Millionen Barrel pro Tag über der Nachfrage. Die Mehrheit der Eisenerz und Kupfer produzierenden Unternehmen versucht seit einigen Monaten aufgrund der gesunkenen Preise ihre Kosten zu senken, andererseits erhöhen sie trotz weltweiten Überkapazitäten ihre Produktion. Noch immer werden neue Minen geöffnet. In Bezug auf die bestehenden Überkapazitäten spielt China eine herausragende Rolle. Das Land ist der weltgrößte Importeur von Rohstoffen. Bei vielen Metallen beträgt der Anteil Chinas am Weltverbrauch mehr als 50 Prozent. China produziert 46 Prozent des weltweiten Stahls und verbraucht über 80 Prozent des 1,3 Milliarden Tonnen umfassenden, weltweit gehandelten überseeischen Eisenerzes. Auch 45 Prozent des weltweiten Kupfers gehen nach China. Doch das meiste davon wird nicht weiterverarbeitet. 70 Prozent des importierten Kupfers in China werden als sogenanntes Phantom-Inventar genutzt. Unternehmen erhalten günstige Kredite mit vergleichsweise niedrigen Zinsen, um Kupfer ins Land einführen zu können. Und ein Großteil eben dieses Kupfers wird dann als Sicherheit für einen größeren Bankkredit hinterlegt. Chinas Banken sitzen auf Kupferbeständen. Droht die Schuldensituation im Land zu eskalieren, könnten die Banken beginnen, ihre Kupfersicherheiten wieder zu Geld zu machen. Das würde zu einem Ausverkauf führen und für dramatische Entwicklungen an den Rohstoffmärkten sorgen. In jedem Falle aber sorgt die Situation in China bereits jetzt schon dafür, dass die Überproduktion von Rohstoffen sich noch weiter erhöht hat – allein dadurch, dass die Nachfrage aus China gesunken ist. Im Februar fielen die Importe des Landes den 16. Monat in Folge.

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